Führungswechsel bei den ESC Wedemark Scorpions

Mellendorf (kh) Es war schon eine spürbar andere Stimmung im Mellendorfer Eisstadion, als der ESC Wedemark Scorpions e.V. seine Mitglieder am 21. Juni zur diesjährigen Jahreshauptversammlung zusammenrief. Auf der Agenda standen Vorstandswahlen, denn Jochen Haselbacher, der den ESC in seiner jetzigen Form seit der Gründung im April 2008 geleitet hatte, stellte sein Amt zur Verfügung. Doch zunächst war es an ihm, einen Rechenschaftsbericht vor der Vollversammlung abzulegen. Dieser fiel aber situationsbedingt ein wenig anders aus als die Jahre zuvor, schaute Haselbacher doch nicht nur auf ein Geschäftsjahr zurück, sondern auf eine lange Entwicklung Mellendorfs als Eishockey-Standort in Deutschland. Auch Mellendorfs Ortsbürgermeisterin Jessica Borgas sprach in ihrem Grußwort von einer „Zeitenwende“. Im Jahr 1973, als der Rat darüber beschließen sollte, ob ein Eisstadion in der Wedemark gebaut werden soll oder lieber ein Seniorenheim, war der Politiker Haselbacher noch strikt gegen eine Eishalle. Entschieden wurde dann aber doch anders und auch Haselbacher fand schnell seine Begeisterung für den Eissport, den er – wie er mit eigenen Worten sagt – in den 1990er Jahren „mit all seinen Höhen und Tiefen erlebt“ hat. 1996 folgte dann der beschwerliche Aufstieg in die DEL, bei der Haselbacher sogar vor das Bundeskartellamt zog, da den Dorfverein niemand in der höchsten Spielklasse Deutschlands haben wollte. „Der Aufstieg war wohl der größte Erfolg des Wedemärker Eishockey“ sinnierte der 75-Jährige in schwärmendem Tonfall. Den weiteren Verlauf mit dem Standortwechsel nach Hannover konnte Haselbacher dann aber nicht mehr steuern. 2008 wurde dann der jetzige ESC Wedemark Scorpions e.V. als Nachwuchsverein der Hannover Scorpions gegründet. Die beiden schwierigsten Entscheiden seit der Gründung seien die Aufstellung einer neuen Herrenmannschaft zur Saison 2012/2013 gewesen, aber auch die seit zwei Jahren bestehende Kooperation im Nachwuchsbereich mit den EC Hannover Indians. Letztere sei aber „aus tiefster Überzeugung“ der einzige Weg, den Kindern in der Region Hannover eine Perspektive zu liefern, darin bestätigte ihn auch Jan Hemmes vom Trainer-Dreigestirn. Auch auf seine Eiskunstlaufsparte konnte Haselbacher wieder stolz sein, denn die Mädchen und Jungen konnten in der vergangenen Saison wieder 85 Podestplätze erringen und auf zahlreichen bundesweiten Wettkämpfen auf sich aufmerksam machen. Immerhin, so schilderte Spartenleiter Alexander Jorgus stolz, sei die Eiskunstlaufsparte des ESC die erfolgreichste in ganz Niedersachsen. Jorgus berichtete auch von der Teilnahme seiner Tochter als regionale Nachwuchs-Läuferin bei „Holiday on Ice“ sowie dem Trainings-Besuch einiger Darsteller von „Disney on Ice“ im Mellendorfer Eisstadion, inklusive dem Superstar Mickey Mouse. Ein Brief von Bürgermeister Helge Zychlinski unterstrich die Leistungen von Trainerin Katja Bögelsack und ihrem Team: „Die Wedemark ist stolz auf Ihren Erfolg.“ Es folgten die Vorstandwahlen und Jochen Haselbacher gab sein Zepter weiter, ausgerechnet an seinen Sohn Ingo, was angesichts der bisherigen familiären Strukturen innerhalb des Vereins keine Überraschung war. Ingo, der bis dahin den Posten des Schriftführers bekleidet hatte, war auch in der Vergangenheit oftmals ausführendes Organ. „Es gibt eigentlich kaum etwas, das ich für diesen Posten noch nicht gemacht habe“ umschreibt Ingo Haselbacher es kurz. Seinen Posten wird künftig Alexander Jorgus übernehmen. Für ihr beispielhaftes Engagement für den Verein wurden Tina Bombeck und Rüdiger Broda geehrt und erhielten je einen großen Präsentkorb. Eishockey-Spartenleiter Kersten Balogh schied ebenfalls aus dem Amt aus und erhielt eine Anerkennung für seine Dienste und seine Bemühungen um die Kooperation im Nachwuchsbereich. Auch für den langjährigen Vorsitzenden wollte sich der Vorstand etwas ausdenken, richtete sich jedoch zuvor mit dem Vorschlag an die Versammlung, Jochen Haselbacher zum Ehrenvorsitzenden des ESC zu ernennen, was alle Anwesenden einstimmig und unter großem Beifall befürworteten. Im Anschluss erhielt Haselbacher als Abschiedsgeschenk eine Schale mit 20 Frikadellen und eine Tube Senf. Schallend lachend und sichtlich gelöst nahm er sein Präsent entgegen und erklärte, dass er vor vielen Jahren mal eine Wette mit einem Gastwirt abgeschlossen hatte, in der es darum ging, dass er alle 20 Frikadellen, die vor ihm auf einem Teller lagen, essen würde und er diese dann nicht zahlen müsse. Nach 18 Frikadellen war damals jedoch Schluss und er verlor die Wette. Zum Abschluss verlas Ingo Haselbacher noch einen Brief, den der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes (DEB), Franz Reindl, persönlich verfasst hatte. Reindl dankte darin seinem alten Weggefährten für all sein Tun und sein „großes Engagement für den deutschen Eishockey-Sport“. Ganz will Haselbacher Senior es dann aber doch nicht sein lassen, denn in der Geschäftsführung der Hannover Scorpions bleibe er weiterhin aktiv. Im Anschluss gab es noch ein gemütliches Beisammensein auf der Stadion-Fläche und gratis Frikadellen, zumindest solange der Vorrat reichte.

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